[Rezension] Alles. Nichts. Und ganz viel dazwischen von Ava Reed

Rezensionsexemplar

In jeder Dunkelheit brennt ein Licht. Man muss es nur finden!






Der Abschluss. So viele Dinge, die zu tun sind.
Und danach? Ein Studium? Eine Ausbildung? Reisen?
Leni ist ein normales und glückliches Mädchen voller Träume. Bis ein Moment alles verändert und etwas in ihr aus dem Gleichgewicht gerät. Es beginnt mit zu vielen Gedanken und wächst zu Übelkeit, Panikattacken, Angst vor der Angst. All das ist plötzlich da und führt zu einer Diagnose, die Leni zu zerbrechen droht. Sie weiß, sie muss Hilfe annehmen, aber sie verliert Tag um Tag mehr Hoffnung. Nichts scheint zu funktionieren, keine Therapie, keine Medikation. Bis sie Matti trifft, der ein ganz anderes Päckchen zu tragen hat, und ihn auf eine Reise begleitet, die sie nie antreten wollte.
Ab 12 Jahren
Kostet 16,95€
Erschienen bei Ueberreuter

*Diese Rezi enthält zwar keine direkten Spoiler, geht aber auf einige Szenen im Buch ein. Dabei achte ich sehr darauf, nichts wichtiges vorweg zu greifen*



Dieses Buch wird ja unglaublich empor gehoben und als ein so wichtiges Buch dargestellt, was es auch daraus ist. Aber viele tun grade so, als würde dieses Buch das erste seiner Art sein. Dabei wird wohl vergessen, dass schon früher viele Bücher geschrieben wurden, die solche Probleme, wärend der Adolszenz, beschreiben. Ganz groß geschrieben werden da die Bücher von Brogotte Blobel, die sich mit Themen wie Magersucht, Ritzen etc beschäftigt hat. Das hier ist keine Kritik am Buch, sonder an die Leserschaft.
Das ist auch bisschen ein Grund weshalb es eine Weile dauerte, bis ich mich entschieden habe, dieses Buch zu lesen. Zum einen hat mich der ganze Hype um dieses Buch etwas abgeschreckt und zum anderen bin ich kein so großer Fan von Ava Reed.

Doch muss ich sagen, dass ich "Alles. Nichts. Und ganz viel dazwischen" doch sehr gut finde!

Das Buch beginnt einige Wochen vor dem "Wimpernschlag" der alles verändern soll. Dadurch lernt man Leni vor ihrem Zusammenbruch kennen und kann die Veränderung die sie durchläuft besser sehen und nach spüren.
Allerdings habe ich nie das "normale und glückliche" Mädchen aus der Inhaltsangabe erkennen können, da sie direkt von Zweifeln und unerklärbaren Ängsten geplagt wird. Hier wäre der Kontrast sehr schön gewesen, hätte man diese Seite doch auch noch kennen lernen dürfen.
Dafür beginnt das Buch mit einer sehr eindrücklichen Szene, die sofort die Neugierde des Lesers weckt und zum weiter lesen animiert. Leni steht kurz vor der Kippe, ihre Gedanken drehen sich, sie spürt eine unerklärliche Panik und schafft es oft nicht sich selbst zu überwinden. Aber anstatt das ihr Lage sich verbessert, wird es für sie immer schlimmer. Da die Geschichte einige Wochen und Monate vor dem eigentlichen Ereignis beginnt, hatte ich schon sorge, dass es sich evtl ziehen und langatmig werden könnte, aber die Autorin hat hier eine gute Lösung geschaffen: Sie überspringt immer wieder einige Wochen oder fühlt diese sogar mit selbst geschriebenen und illustrierten Tagebucheinträgen. Dadurch verliert man nicht das Zeitgefühl und wird rasch auf den Wendepunkt hin geführt.
Ich finde, dass Lenis Gefühle, ihre aussichtslose Lage und die verwirrenden Eindrücke sehr gut heraus gearbeitet sind und man die Katastrophe auf die unsere Prota mit Vollgas hinsteuert nachempfinden kann. Das ist wirklich sehr gut umgesetzt.
Jetzt kommt allerdings ein sehr großes ABER:
Mit dem Schreibstil auf den ersten hmm.. 70 Seiten hatte ich unglaublich zu kämpfen!
Die Sätze sind kurz, abgehackt und passen nicht zusammen. Auch die Wortwahl und ihre Satzkonstelationen finde ich nicht gut, sonder holprig. Dadurch entstand kein leichtes und flüssiges Leseerlebnis, im Gegenteil: es wird gestört.
Das hat mich fast wahnsinnig gemacht, weil doch die Story so interessant ist und ich wissen wollte, wie es mit Leni weiter geht. Also habe ich die Zähnchen zusammen gebissen und mich durch gewurschelt. Zum Glück wird der Schreibstil besser, wenn auch nicht wunderbar fließend und fantastisch zu lesen. Aber doch so, dass es mir mehr Spaß gemacht hat, das buch zu lesen.


„Fehler zu machen ist normal und nur tragisch, wenn wir nichts aus ihnen lernen können.“ (Seite 203)


Leni als Prota ist sehr gut. Sie lässt uns wunderbar an ihren Gedanken teil haben, auch wenn diese oft verwirrend sind und nicht immer nachvollziehbar (aber das ist ja nur Logisch!). Manchmal hat mir mein Herz weh getan, wenn Leni sich so in sich selbst verkrochen hat und die Welt und sich nicht mehr verstanden hat. Da kann ich nur wiederholen, dass Ava Reed ihr Gefühlschaos wirklich ganz toll herausgearbeitet hat. Außerdem hat die Autorin den Krankheitsverlauf gut recherchiert und rübergebracht. Jede Form verläuft anders, aber doch gibt es Symptome die fast jede/r hat und dadurch wirkt das Buch sehr echt und überzeugt. Es war mir eigentlich schon durch den U4 Text klar, unter Welcher Krankheit Leni leidet und konnte mich so super auf die Entwicklung und die Symptome konzentrieren.
Ihre innere Zerrissenheit und Dunkelheit, die Antriebslosigkeit, die schiere Verzweiflung und Hilflosigkeit die die Menschen in diesem Buch fühlen, obwohl sie lächeln ist wirklich greifbar beschrieben. Dadurch konnte man sich gut in die einzelnen Menschen in diesem Buch einfühlen.
Ihren Aufenthalt in der Klinik finde ich gar nicht so schlecht schlecht beschrieben, aber als jemand der nicht ganz unwissend ist, doch etwas schwach und nicht ganz richtig. Aber wir haben hier ja auch keine medizinische Abhandlung vor uns. ;)

Genau so gut, war der beinahe hoffnungslose Weg der Arztbesuche die Leni und ihre Mutter hinter sich bringen mussten. Von Pubertät bis zu Überanstrengung und Stress wurden Leni als Diagnose hingeworfen, daran verzweifelt nicht nur unsere Prota sondern auch ihre Mutter.
Die mir allerdings nicht ganz so Sympathisch war. Ich kann ihre Sorge um die eigene Tochter zwar verstehen, aber ihre Ausrastet sind für mich viel zu übertrieben. Die kommen ohne Vorwarnung und sind etwas zu heftig.
Sehr gut finde ich die anderen Charakter wie ihren Das und ihre beste Freundin. Die eine verrückte, wilde Nudel und mir total ans Herz gewachsen ist.
Sie wiederum kann ich sehr gut verstehen, weshalb sie sauer und enttäuscht ist.

"Alles. Nichts. Und ganz viel dazwischen" ist aber nicht nur aus Lenis Sicht geschrieben, sondern auch aus der von Matti. Über den ich nicht viel erzählen möchte, da sein Krankheitsbild wirklich selten und überraschend war, dass ich euch da die Spannung nicht vorweg nehmen möchte.
Er ist ein sehr, sehr sympathischer Typ und ich mochte ihn von Anfang an gerne. Vor allem auch, dass er hier nicht die Heldenrolle einnimmt oder als DER perfekte Lover dargestellt wird, habe ich als sehr erfrischend empfunden.

Das Ende fand ich wie dann Anfang eher schwach, die "Lösung" wurde relativ schnell serviert und wirkte etwas lieblos. Das heißt einfach, dass es mir zu schnell ging. Hier hätte ich mir mehr Zeit und Aufwendung gewünscht. Ich bin ja generell ein Fan von Happy Ends, doch hier war mir das ganze beinahe zu kritisch und süß, dadurch vielleicht ein bisschen unrealistisch.



Da meine Lieblingsfarbe Grün ist, bin ich vom Cover sowie so schon begeistert, außerdem ist die Gestaltung ist sagenhaft schön, läd grade zu zum in die Hand und dann auch Kaufen nehmen ein. Das hat Alex Kopainski mal wieder ganz toll hinbekommen. Er ist einfach ein Gott. ;)
Lenis Tagebucheinträge gefallen mir auch sehr gut, sie geben dem Buch das gewisse Etwas.

Alles in allem bin ich froh, dass ich Ava Reeds neues Buch doch gelesen habe und werde es auch weiterempfehlen, ich glaube auch, dass es vielen Leuten helfen kann zu erkennen oder zu verstehen, oder auch einfach mitzufühlen, egal ob man selbst betroffen ist oder jemand aus dem Bekanntenkreis. Denn Ava Reed gibt einen unglaublich echten und intensiven Einblick in die Seele einer jungen Frau.

Ich gebe dem Buch 3 1/2 Sterne von 5, da ich leider mit dem Schreibstil und dem Ende so meine Differenzen hatte.
Der Geschichte selbst und der Herausarbeitung von Lenis Innerem aber gebe ich 4 1/2 Sterne von 5.
Und ich hoffe, dass viele dieses Buch lesen. Ich bin der festen Überzeugung, dass es hilft zu verstehen oder zu mindestens die Türe dort hin öffnet.

XOXO eure Leini

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