Interview mit der Autorin Lena Kiefer

Regionale Autoren Südbadens 

Lena Kiefer



"Im Jahr 2134 waren wir praktisch wieder in der vortechnologischen Steinzeit angekommen. Freie digitale Kommunikation war untersagt, Informationszugang nicht mehr für jedermann verfügbar. WorldNet? Vergiss es. MediaLinks und Content Links? Keine Chance. Alles, was es noch gab, wurde vom König kontrolliert..."




Lena Kiefer ist nicht nur Pferdebegeistert und reitet, sondern hat sogar mal Jura studiert (Hut ab) bis sie sich ihrer kreativen Seite zugewandt und ihrer Leidenschaft nach gegeben hat - denn sie war schon in jungen Jahren eine Geschichtenerzählerin. Außerdem ist sie süchtig nach Whiteboards auf denen sie sich allerhand Notizen macht.
Im Rahmen meines Projekts „Regionale Autoren Südbadens“ durfte ich Lena nterviewen.


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Leinani: Was hat dich dazu gebracht eine Dystopie in England und Frankreich zu schreiben? Vor allem unter dem technischen Aspekt?

Lena: Ich schreibe nie Geschichten in Deutschland, weil mir das zu nah an dem ist, was ich kenne. Aber ich bin großer Europa-Fan und deswegen war es naheliegend, ein Setting zu wählen, das nicht zu weit von hier wegführt. Die Story selbst brachte dann diese Idee von einem geeinten Königreich mit, in dem es Landesgrenzen innerhalb von Europa nicht mehr gibt. Maraisville, die Stadt des Königs, liegt deswegen auch in der heutigen Schweiz. Angesichts der Sonderstellung, die dieses Land in Europa einnimmt, fand ich das sehr passend.

Leinani: Wie stehst du selbst zu Technologie? Findest du, dass in der heutigen Zeit übertrieben wird? Schauen wir mal nach China, die haben sogar schon eine Abkürzung für „Künstliche Intelligenz“.

Lena: Ich bin ein sehr technikbegeisterter Mensch und bekomme nicht wie andere gleich Magenschmerzen, wenn eine neue bahnbrechende Entwicklung auftaucht. Sicherlich sollte man immer den gesunden Menschenverstand eingeschaltet lassen, wenn es darum geht, Technologie zu verwenden. Aber ich empfinde keine Angst, wenn ich mir ansehe, wohin uns das alles bringen könnte. Deswegen steckt in „Ophelia Scale“ auch nicht die Botschaft, dass Technologie böse ist und wir alle besser darauf verzichten sollten. Ich bin sowieso allergisch gegen Botschaften, die einem der Autor mit erhobenem Zeigefinger um die Ohren haut. Wenn die Leser etwas aus der Geschichte ziehen können, ist das toll – aber ich überlasse es ihnen, darüber zu entscheiden, was das ist.

Leinani: Das finde ich eine sehr gute Einstellung.
Verrätst du uns wer dein Lieblingscharakter in „Ophelia Scale“ ist?

Lena: Das kann ich leider nicht sagen, weil sehr aufgeweckte Leser daraus auf die Handlung in Band 2 schließen könnten. Frag mich einfach nochmal im September danach. Ich habe aber einen unangefochtenen Lieblingscharakter, das steht fest.

Leinani: Da bin ich aber gespannt und hoffe, dass du ihn oder sie uns noch verrätst.
Findest du dich selbst in einem der Charaktere wieder?

Lena: Alle Charaktere haben irgendetwas von mir oder von Menschen, die ich kenne, auch wenn es absolut keine 1:1-Entsprechungen gibt, weil das viel zu langweilig wäre. Ophelia und ich teilen sicherlich diese „Kopf durch die Wand“-Mentalität, ich war in ihrem Alter ähnlich festgelegt in meiner Meinung und überzeugt davon, dass nur ich weiß, wie der Hase läuft. Aber ich bin wesentlich weniger mutig als sie und würde bei einer drohenden Revolution wohl eher Türen und Fenster verriegeln und unter den Tisch kriechen, um zu warten, bis es vorbei ist.

Leinani: Ich bin ja ein großer Fan der sogenannten „Phobes“ und könnte mir vorstellen so zu leben. Wie stehst du zu deren Einstellung?
Wäre der Lebensstil auch etwas für dich?

Lena: Das ist wirklich süß, denn du bist nicht die Einzige, die das so sieht. Einige Leser finden Lexie und die Phobes super. Aber nein, für mich wäre das überhaupt nichts. Wie schon gesagt, bin ich Technikfan und könnte mir überhaupt nicht vorstellen, darauf zu verzichten – ob nun freiwillig oder nicht. Ich bin zwar der Ansicht, man sollte in Frieden mit der Natur leben und sie nicht ausbeuten und zerstören, wie der Mensch es aktuell tut, aber der Weg der Phobes ist da für mich nicht der richtige.

Leinani: „Ophelia Scale“ ist dein Debüt Roman. Ist für dich ein Traum in Erfüllung gegangen?

Lena: Auf jeden Fall! Ich liebe wenig auf dieser Welt mehr als das Erzählen von Geschichten – und einen Beruf aus dem zu machen, was man liebt, ist immer ein großes Geschenk. Wenn ich morgens in mein Arbeitszimmer gehe und anfangen kann, eine Szene zu planen oder zu schreiben, hat das schon etwas von Traumjob. Daran ändert es nichts, dass der Job auch Dinge mit sich bringt, die weniger Spaß machen, wie das Überarbeiten einer Rohfassung zum Beispiel.

Leinani: Wie lange hast du gebraucht um den ersten Teil zu schreiben?

Lena: Mit Planung und Nachbearbeitung etwa eineinhalb Jahre, reine Schreibzeit war ein Jahr. Aber da ich zu der Zeit noch studiert und gearbeitet habe, bin ich heute deutlich schneller – sicher auch, weil ich routinierter geworden bin und nicht mehr so lange nachdenken muss, wenn ich Entscheidungen für den Fortgang der Geschichte treffen muss.

Leinani: Wo und wie schreibst du am liebsten?

Lena: Ganz simpel und fast schon langweilig: Ich schreibe in meinem Arbeitszimmer, umgeben von Whiteboards, Notizbüchern, Fotos, Steckbriefen und irgendwelchen Stadtplänen. Manche Kollegen brauchen ja Trubel um sich herum, aber ich kann das gar nicht vertragen. Wenn ich schreibe, will ich so richtig in der Geschichte versinken. Das geht nur, wenn ich meine Ruhe habe. Allerdings höre ich viel Musik beim Schreiben und habe auch Playlists für meine einzelnen Bücher.

Leinani: Die Playlists zu "Ophelia Scale" findet ihr übrigens auf Spotify. ;)
Kleine Elfen haben mir geflüstert, dass du ein Pferdebuch planst. Wie kommst du von einer Dystopie zu einem Pferdebuch?

Lena: Ich bin nicht festgelegt im Genre – ich kann mich für alle guten Geschichten begeistern. Und da ich selbst reite und seit meiner Kindheit ein großer Pferdefan bin, war es naheliegend, etwas in diese Richtung zu machen. Allerdings ist das eher ein Spaßprojekt, momentan schreibe ich noch an einer neuen Trilogie, die nächstes Jahr erscheint und wieder YA-Fantasy ist, diesmal allerdings keine Dystopie.

Leinani: Eigentlich lese ich ja keine Pferdebücher mehr. :D Aber vermutlich werde ich in deines mal reinlesen.
Und willst du deinen Fans noch verraten wann Teil 3 erscheint? Teil zwei dürfen wir ja im Sommer endlich lesen. 27. August voraussichtlich.


Lena: Band 3 erscheint noch dieses Jahr am 11. November, also nur elf Wochen nach Band 2. Wem also der zweite Teil gefällt, muss nicht allzu lange auf den dritten warten. Vor allem, wenn es wieder einen Cliffhanger gibt. Was ich hier weder dementiere noch bestätige. Hust.

Sehr gut. Dann müssen wir alle nicht so lange bibbern und auf den Fingernägeln herumkauen.

Ich bedanke mich sehr, dass ich Dich interviewen durfte, liebe Lena.



Fotoquelle: Pressebilder Lena Kiefer
Fotogräfin Lias

2 Kommentare:

  1. Richtig cooles Interview mit tollen Infos! Du hast voll die spannenden Ideen für Fragen, Leinani. Respekt! Richtig interessant, denn ich kannte die Autorin gar nicht, hab jetzt aber Lust auf das Buch.

    Danke!
    LG

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